Stabile ökologische Stromerzeugung weiter ausbauen
(Bernhard Piegsa)
Pressath. Die Energiewende sei keine bloße Zukunftsvision, sondern in vollem Gange und auf Erfolgskurs: Davon sind die „Bürger-Energiegenossenschaft West eG“ und die Genossenschaft „Neue Energien West eG“ (NEW) überzeugt. Bei der Generalversammlung der „Bürgerenergie“ in der Pressather Stadthalle trat Aufsichtsratsvorsitzender Stefan Dötsch weitverbreiteten Bedenken entgegen.
So hätten die Abschaltung der Kernkraftwerke und der auf 60 Prozent gestiegene Anteil des aus regenerativen Quellen erzeugten Stroms die Versorgungssicherheit in der Bundesrepublik nicht beeinträchtigt: „Das deutsche Stromnetz ist weiterhin stabil ohne Einschränkung.“ Für die „Bürgerenergie“ sei dies Ansporn, „uns in unserem Streben nach einer erfolgreichen Energiewende nicht entmutigen“ zu lassen und an der „nachhaltigen Förderung des Umweltgedankens“, bekräftigte Dötsch. Dies sei umso nötiger, als „wir es hierzulande noch nicht geschafft haben, in jüngster Zeit den Treibhausgas-Ausstoß maßgeblich zu reduzieren“.
Nicht minder wichtig sei, „die Energiewende und die regionale Energieerzeugung auszubauen und zu priorisieren“, um den Lebensstandard zu erhalten: „Da helfen Einschränkungen, die diesen Ausbau behindern, nicht weiter.“ Im Blick müsse man dabei vornehmlich die künftigen Generationen haben: „Wir können nicht die Welt retten, aber unseren persönlichen Beitrag zur Energiewende leisten. Dies tun wir in erster Linie für unsere Kinder und Enkelkinder. Ein besseres Erbe gibt es nicht.“ Eine „für jeden offene Bürger-Energiegenossenschaft wie die unsere“ sei hierfür ein wirksames Werkzeug und „fremden Investoren“ vorzuziehen, meinte Stefan Dötsch.
Die NEW selbst sei längst über ihr ursprüngliches Geschäftsgebiet, den „VierStädtedreieck“-Raum im westlichen Kreis Neustadt, hinausgewachsen und zähle 22 Mitglieder, darunter 18 Kommunen und drei Kommunalbetriebe im Raum Weiden/Neustadt/Tirschenreuth/Amberg-Sulzbach sowie die „Bürgerenergie“ als bedeutendstes Mitglied. Ihr gehörten zurzeit 1811 Mitglieder an, die 49.062 Anteile gezeichnet hätten – „Tendenz kontinuierlich steigend“.
Bislang lägen rund drei Viertel der Geschäftsanteile in der Hand von Erwerbern aus dem „VierStädtedreieck“, der Rest verteile sich auf ganz Bayern und darüber hinaus: „Eigenartigerweise kommen 400 Anteile aus Köln.“ Auch von den Energieerzeugungsanlagen, die die Energiegenossenschaften betrieben oder an denen sie beteiligt seien, befänden sich einige in der Südoberpfalz, Franken, Thüringen und Sachsen: „Als größte Photovoltaikanlage mit 6.600 kWp ging im Vorjahr die Anlage Maxhütte-Haidhof/Roding ans Netz.“ Eine Investitionssumme von 85 Millionen Euro hätten die Genossenschaften seit der NEW-Gründung vor 15 Jahren aufgebracht, rund 25 Millionen hiervon habe die „Bürgerenergie“ beigesteuert, informierte Dötsch.
In der Vielzahl der auf ein großes Gebiet verteilten Photovoltaikanlagen sah Dr. Alexander Goller von der NEW vor allem einen Vorteil: „Die Sonne scheint nicht überall gleich stark, und so ist eher zu hoffen, dass schwache Sonneneinstrahlung in einem Gebiet durch günstigeres Wetter anderswo kompensiert wird.“ Allerdings, so Stefan Dötsch weiter, werde man sich „nicht um jeden Preis an jedem in unserer Region liegenden Photovoltaik- oder Windenergieprojekt beteiligen“, sondern „sorgfältig prüfen, was wir uns leisten können“ und welche Projekte unter dem Aspekt möglicher Investitionsrisiken vertretbar seien. Aus einem Photovoltaik-Großvorhaben bei Kirchenthumbach und Auerbach sei man beispielsweise wieder ausgestiegen, erwähnte Dötsch. Die vom Aufsichtsratsvorsitzenden vorgetragene Bilanz untermauerte Bürgergenossenschaftsvorstand Udo Greim mit weiteren statistischen Daten und zog das Fazit: „Wir stehen gut da und brauchen uns keine Sorgen zu machen.“
An künftigen Projekten nannte er neue Freiflächen-Photovoltaikanlagen im Pressather Bürgerwald, in Speinshart und Plärn bei Erbendorf. Ferner wolle man weitere fertige oder im Bau befindliche Windkraftanlagen erwerben oder sich daran beteiligen, auf die weitere Forcierung des Windkraftprojekts im Hessenreuther Wald hinwirken und die Beteiligung am „Wasserstoffregion“-Vorhaben im Kreis Neustadt fortführen.
————————————–
Trabitzer „Modellprojekt“ langfristig sichern
Pressath. Ein richtiger und für die ökologische Energiewende wirksamer Schritt sei die Gründung der beiden regionalen Energiegenossenschaften „Neue Energien West eG“ (NEW) und „Bürger-Energiegenossenschaft West eG“ gewesen, urteilte der Pressather Bürgermeister und Co-Vorsitzende der Bürger-Energiegenossenschaft eG Bernhard Stangl in der Generalversammlung der „Bürgerenergie“: „Energiewende kann nur von unten nach oben gelingen“, ausgehend von den Bürgern und Gemeinden.
Die Stadt Pressath wolle mit gutem Beispiel vorangehen, etwa indem sie das Photovoltaikprojekt der „Bürgerenergie“ im Pressather Bürgerwald unterstütze und die Elektromobilität durch hausladestationstaugliche leistungsfähigere Stromnetze und Schnellladestationen fördere. In der Diskussionsrunde interessierten sich mehrere Mitglieder für die Zukunft des Biomassekraftwerks „Energiehof Blankenmühle“ bei Trabitz, das auch das Nahwärmenetz für den Ort Trabitz mit Warmwasser versorgt.
„Bürgerenergie“-Aufsichtsratsvorsitzender Stefan Dötsch und Vorsitzender Udo Greim hatten in ihren Berichten eingeräumt, dass diese beiden von besonderen Tochtergesellschaften getragenen Einrichtungen im zurückliegenden Geschäftsjahr nicht profitabel gearbeitet hätten. Dies hänge unter anderem mit überraschend notwendig gewordenen kostspieligen Investitionen, Preisentwicklungen und Wertberichtigungen sowie mit dem Anschluss mehrerer Anwesen in einem Neubaugebiet an das Wärmenetz zu „nicht kostendeckenden“ Sonderkonditionen zusammen.
Auf Anfragen von Versammlungsteilnehmern erläuterten Dötsch und Greim, dass man derzeit gemeinsam mit „sehr versierten“ Beratern daran arbeite, die beiden Tochterunternehmen „neu auszurichten“. In jedem Falle strebe man an, „langfristig eine positive Geschäftsentwicklung zu erreichen“, um den Fortbestand des „Energiehofs“ und die Versorgung der Nahwärmenutzer auf lange Sicht zu gewährleisten.
Hierzu würden auch eine „moderate“ Wärmepreisanhebung und der Verzicht auf Sonderkonditionen für den Anschluss weiterer Anwesen beitragen. „Mittelfristig wird sich das Nahwärmenetz finanziell tragen“, zeigte sich Stefan Dötsch überzeugt und hob den ökologischen Modell- und Vorbildcharakter dieser Heizenergieversorgung hervor, die auf der Nutzung von Abwärme beruhe, die sonst „verpuffen“ würde: „Dieses Beispiel sollte weiterhin Schule machen.“
Auf der Tagesordnung der Generalversorgung standen ferner der Beschluss über die Auszahlung einer Geschäftsanteil-Dividende von drei Prozent für 2023 sowie die Neuwahl des Aufsichtsrates der Bürger-Energigenossenschaft West. Als Mitglieder bestätigt wurden Stefan Dötsch (Vorsitzender), Willi Rauch (Vizevorsitzender) und Helmut Wächter. Sabine Eichermüller, Rolf Schmidt sowie das bisherige Vorstandsmitglied Johann Mayer kamen neu hinzu. Nicht mehr zur Wahl stellten sich Dieter Klein, Karl Lorenz und Harald Wagner. Als Vorsitzende amtieren weiterhin Udo Greim und Bernhard Stangl.