Eschenbach. Elektrischer Strom wird immer wichtiger werden. Vor allem „grüner Strom“. Dazu soll in der Nähe von Eschenbach nun die Aufstellung eines Bebauungsplanes geben, der das Sondergebiet Agri-Freiflächenphotovoltaikanlage Trag beinhaltet.
Vor mehr als zwei Jahren hatte Andreas Wilczek, damals Sprecher der interkommunalen Genossenschaft Neue Energien West eG, im Eschenbacher Stadtrat einige Überlegungen vorgetragen, bei Trag etwa zwölf Hektar bisher landwirtschaftlich genutzter Fläche für eine PV-Anlage nutzen zu können. Vorgespräche mit der Bayernwerk-Netz GmbH hatten damals stattgefunden und die Leistung der Anlage war mit acht Millionen KW-Stunden geplant. Dies hätte für die Versorgung von 2.500 Haushalten gereicht und rund 800.000 Litern Heizöl entsprochen. Die Einspeisevergütung über einen Zeitraum von 20 Jahren wurde mit einem Grundwert von 5,5 Cent angegeben. Das und vor allem, weil wertvolle Ackerflächen für 30 Jahre verloren gewesen wären, führte zu Diskussionen im Eschenbacher Stadtrat, der den Antrag mehrheitlich ablehnte.
Anfang 2021 ließ Peter Hermann Maier, Gründer der curamik/Rogers, das Projekt wieder aufleben, allerdings unter neuen Vorzeichen. Dieses Mal mit Doppelnutzung als Agri-PV-Anlage. So, wie es Bürgermeister Markus Gradl und der Stadtrat vorgegeben hatten. Der Beschluss zur Einleitung der 17. Änderung des Flächennutzungsplans „Sondergebiet Agri-Freiflächenphotovoltaikanlage Trag“ wurde darauf im September 2022 gefasst.
Was bedeutet AGRI?
Agri-Photovoltaik (Agri-PV) bezeichnet ein Verfahren zur gleichzeitigen Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für die Nahrungsmittelproduktion – die Flächen sind zu 85 Prozent weiterhin für die Landwirtschaft verfügbar – und zur PV-Stromerzeugung. Damit steigert Agri-PV die Flächeneffizienz und ermöglicht den Ausbau von Photovoltaik bei gleichzeitigem Erhalt landwirtschaftlich nutzbarer Flächen.
Vorstellung der ersten Planungen
Manfred Neidl vom Büro Neidl und Neidl Landschaftsarchitekten aus Sulzbach-Rosenberg stellte daraufhin die Planungen vor. „Der neue Planungsvorschlag ist eine AGRI-Bebauungsanlage, das für uns auch etwas Neues ist“. Um dies bauen zu können, braucht es eine Bauleitplanung, also eine Änderung des Flächennutzungsplanes und einen Bebauungsplan. Hier wird die Öffentlichkeit und die Träger der öffentlichen Belange beteiligt. „Wir gehen jetzt Schritt für Schritt in diese Planung ein, unter Beteiligung der Stadt“, so Neidl.
Insgesamt etwa 43 Hektar
Insgesamt geht es um eine Fläche von etwa 43 Hektar, die an der Staatsstraße 2168 bei Trag zwischen Eschenbach und Grafenwöhr liegt. Derzeit sind die Flächen landwirtschaftlich genutzt und durch verschiedene Flurwege getrennt. Dadurch würden einzelne, umzäunte Photovoltaikfelder entstehen. Die Höhe der Anlage beträgt maximal 5,5 Meter und einberechnet werden Gebäude (Technik und Trafos für die Anlagen) mit insgesamt etwa 250 Quadratmetern. Der Zaun wird 2,50 Meter hoch.
„Ausgleichsflächen können wir hier höchstwahrscheinlich vermeiden, da die Ackernutzung möglich ist“, betonte Neidl. 25 Prozent der Gesamtfläche seien als Grünland geplant, davon 15 Prozent dauerhafte Blühstreifen zur Verbesserung der Artenvielfalt und der Biodiversität sowie zehn Prozent für einen Pächter als Stilllegungsfläche. Die Abstandfläche der Module beträgt elf Meter, unter den Modulen befindet sich der 1,65 Meter breite Blühstreifen und dazwischen bleiben circa neun Meter bearbeitbare Ackerfläche. „Die Modulreihen, die hier entstehen sollen, sind nicht wie üblich fest nach Süden ausgerichtet, sondern wandern beweglich im Tagesverlauf von Osten nach Westen und sind sogenannte Einachs-Tracker.“ Dadurch habe ich eine bedeutend größere Ertragsmenge an elektrischer Energie“, wusste der Landschaftsarchitekt.
40 Millionen Kilowattstunden Grünstrom
Die neue Anlage wird etwa 40 Millionen Kilowattstunden Grünstrom erzeugen und kann damit rechnerisch etwa 12.500 Haushalte versorgen. Also etwa das Fünffache dessen, was vor drei Jahren geplant war.
Stadtrat nimmt Planänderung an
Daraufhin nahm der Stadtrat den Entwurf zur 17. Änderung des Flächennutzungsplans des Landschaftsarchitekturbüros Neidl und Neidl und die Begründung zur Kenntnis und akzeptierte diesen in der vorliegenden Form. Die Verwaltung wurde nun beauftragt, die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit in Form einer einmonatigen Auflage des Vorentwurfs und die frühzeitige Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange durchzuführen. Zusätzlich nahm der Stadtrat den Vorentwurf des Bebauungsplans des in der Fassung vom 30. März und der Begründung zur Kenntnis und akzeptierte diesen in der vorliegenden Form.